EKG-Campus Modellstudiengang RWTH/Uniklinikum Aachen

83-jährige Frau mit Synkopen

Was denken Sie? Sinuspause (keine P-Wellen in der Pause) oder AV-Block (nicht übergeleitete P-Wellen in der Pause)?

Wie lang ist die Pause bei einer Herzfrequenz von 26/min?

Welche Information ist die wichtigste I. für Ihr weiteres Vorgehen (Anamnese)?

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Kommentare: 9
  • #1

    Berkan Kurt (Montag, 01 Juni 2020 14:54)

    Vermute eher ein Sinusarrest/pause - auf dem oberen Ausschnitt sehe ich keine P Welle in der Pause, auf dem unteren sieht man es in der Bildqualität nicht so gut. AV III° ist ausgeschlossen - eine Wenckebachperiodik mit Zunahme des PQ Intervalls sehe ich nicht. Einen 10:1 AV°II b halte ich für unwahrscheinlich...Pause laut Abb. 2,31 Sek? Anamnestisch wären vorbestehende kardiovaskuläre Erkrankungen und eine evtl. bradykardisierende (o.ä.) Medikation interessant.

  • #2

    Bastian Baarz (Montag, 01 Juni 2020 15:22)

    Ich bin mir da auch nicht sicher, würde aber an sich Berkans Auffassung teilen. Wie erklären sich die unterschiedlichen RR-Intervalle, vor allem nach dem vermeintlichen Sinusarrest?

  • #3

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 18:51)

    ok, you're both hired...
    Sinusarrest trifft zu, im ersten Bsp. besser zu erkennen. Manchmal hilft es, sich ein Blatt Papier zu nehmen und den Abstand der letzten 2 P-Wellen zu markieren, das Blatt dann an die letzte P-Welle anzulegen, dann sieht man wo in der Pause eine P-Welle (des Sinusrhythmus) vermutlich wäre.
    Artefakte sind gerade bei Langzeit-EKG Aufzeichnungen häufiger, meist hochfrequenter, manchmal auch nur in 1 Ableitung zu sehen.


  • #4

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 18:55)

    naja, ein 10:1 AV°IIb (also 10 blockierte vermeintliche P-Wellen, hier also die hochfrequenten Artefakte im 2. Bild) wäre dann doch eher eine AVB III° ... aber auf die fliessenden Übergänge AVB I-III° kommen wir noch im Webinar.

  • #5

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 19:00)

    der RR- Abstand, also konsekutive Abstand 2er R Zacken ist hoch variabel auch bei vermeintlichem Sinusrhythmus. Allein schon einmal tiefes Einatmen und/oder Ausatmen oder Pressen ändert instantan, also innerhalb von ms die RR-Abstände. Das macht es manchmal schwer, den "Sinusrhythmus" zu erkennen, da es doch "unregelmässig" ist. P-Wellen in gleichem Abstand zum QRS und mit gleicher P-Wellenmorphologie bei schwankenden RR-Intervallen sprechen eher für Sinusrhythmus (oder bei starken Schwankungen Sinusarrhythmie).

  • #6

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 19:01)

    ja...60.000 ms/26=2300 ms, also 2,3 s

  • #7

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 19:05)

    der wichtigste Schritt ist die Medikamentenanamnese, um auszuschliessen, dass bradykardisierende Substanzen eingenommen werden.
    A) Welche kommen in Frage?
    B) Was tun Sie, wenn keine bradykardisierenden Med. eingenommen werden?

  • #8

    Patrick Schauerte (Montag, 01 Juni 2020 19:07)

    zum Schluss noch: Ich habe länger überlegt, Disqus als Blogfunktion einzubinden, das ist aber nicht ganz unproblematisch aus Datenschutzgründen und Zoom reicht schon...so dass ich leider erst einmal den etwas simplen Weg über eigene Kommentare gehe. Möglicherweise demnächst dann mit Wordpress. BG, PS

  • #9

    Berkan Kurt (Dienstag, 02 Juni 2020 19:28)

    A.)
    - Betablocker jeglicher Art
    - Digitalis (incl. Intox bei Hypokaliämie)
    - Kaliumpräparate
    - Parasympathomimetika
    - Antiarrhythmika (gehen immer)
    - und psych. Medikamente (gehen auch immer?)

    B.)
    - Weitergehende Anamnese bzgl. Ausprägung dieser und weiterer Symptomatik und Risikofaktoren - Sturz/verletzungsgefahr?
    - Körperliche Untersuchung mit Hinweisen auf weitere wegweisende Erkrankungen?
    - Wenn das oben nicht schon ein LZ EKG ist eins erstellen - Ergometrie wird mit 83 ja oft schwierig sein
    - Zugrundeliegende oder komorbide Herzerkrankungen (erstmal) via Echo ausschließen (Weiß nicht ob eine diagnostische Coro ohne Ischämienachweis unbedingt nötig ist...)
    → Am Ende muss man in dem Alter denke ich dann diskutieren ob man eine Indikation zur SM-Implantation stellen will. Wenn sie sonst fit ist und sie das in ihrem Leben stark einschränkt kann man da sicher drüber nachdenken.

    C.) Find ich alles gut - glaube nur, dass es hilfreich ist, wenn man auf (neue) Fälle aufmerksam gemacht wird.